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Projekt Hangterrasse

Ich hatte ja schon im Blog über die Entstehung unseres Gartens erwähnt, dass wir uns eine Terrasse bauten, nachdem der Garten soweit fertig war. Ohne meinen Lieblingshandwerkermann wäre das ein der Verdammnis geweihtes Unterfangen gewesen. Dank ihm habe ich während Corona wirklich viel über's Handwerken gelernt und kann mittlerweile die Stichsäge nahezu virtuos bedienen.

Warum eine Terrasse bauen, wenn die topographischen Gegebenheiten eher suboptimal sind?

Nun ja, wir hatten nur eine wirklich kleine Fläche zum Sitzen. Grillen und gemütlich am Tisch draußen essen? Fehlanzeige! Und außerdem - wir wollen mal ganz ehrlich sein - hatte sich nach der Fertigstellung des Gartens so eine gewisse Leere eingestellt, die immer dann kommt, wenn ein Projekt fertig ist. Kennt ihr das?

Schritt eins war, die sehr, sehr schräge Fläche von Brombeeren zu befreien - hallo déjà vu! - und irgendwie so halbwegs versuchen zu begradigen. 

Durch einen totalen Zufall hatten wir eine Holzquelle aufgetan. Bei der Fahrradtour am Karfreitag waren wir an einem Schild "Brennholz zu verkaufen" vorbeigefahren und erstaunlicherweise verkaufte der Herr nicht nur Brennholz sondern Holz-Holz! Also so richtige Bretter und alles! Nach einigen Kalkulationen fiel uns die Entscheidung nicht schwer, eine Terrasse aus einfachen, ungehobelten Lärchenbrettern zu bauen. Die KVH-Balken besorgte uns der freundliche Holzhändler auch dazu und so staunte die Nachbarschaft nicht schlecht, als eines Tages eine ordentliche Fuhre Holz mit dem Trekker geliefert wurde.

Wirklich kein Spaß war es, die 6m langen KVH Balken die sehr schmale und steile Treppe am Haus entlang hochzuschleppen.

Genauso wenig Spaß war es, die 20 30kg-Säcke Beton für die Fundamente die sehr schmale und STEILE Treppe am Haus entlang hochzuschleppen. Noch weniger Spaß war das übrigens rückblickend, als wir aufgrund einer Planänderung meines Ganz-Kurz-Mal-Nicht-So-Lieblingsmannes schlussendlich nur 10 Säcke brauchten, aber das ist eine andere Geschichte.

Im nächsten Schritt baute ich schon mal Holzkästen aus Tanne-Fichte für die Betonfundamente, während der Lieblingsmann sechs sehr große und tiefe Löcher buddelte, um die Fundamente zu gießen. Das klingt jetzt alles so leicht, aber ihr müsst wissen, dass der Boden bei uns wirklich felsig und steinig ist, und so förderte er etliche sehr, sehr große Grauwacken zu Tage. Die Trockensteinmauer zwischen der ersten und zweiten Ebene ist daraus geschichtet, erinnert ihr euch?

Ich fand die Steine einfach wunderschön geformt, darum baute ich aus ihnen ein "Mini-Stonehenge" auf der ehemaligen Bauschutthalde, die wir mit etwas Erde aufgefüllt hatten und auf der schon Kübel mit Sonnenblumen standen. 

Ich finde, das Sauerländer Stonehenge kann sich sehen lassen!

Die Betonfundamente sollten 40x40cm werden und je nach Schräge der Ebene 15 oder 30 cm hoch. Wieder war die lange Wasserwaage unser guter Freund. Nachdem die Fundamente ordentlich durchgetrocknet waren, erhöhten wir noch mit simplen Pflastersteinen und dann verlegten wir die beiden Riesenbalken. Sie wurden mit gigantischen Schrauben ordentlich tief in die Fundamente verankert, so dass nichts wackeln kann.

Um zu verhindern, dass der Hang hinter der Terrasse irgendwann auf dem Teller mit dem Grillgut landete, entschieden wir spontan während des Baus, eine kleine Holzwand zum Hang hin zu bauen, gestützt durch "Rundhölzer" (oder was der freundliche Holzhändler unserer Wahl dafür so hält).  

Es war gar nicht so leicht, diese Pflöcke in den Boden zu rammen - Felsboden und so - aber mit etwas Spucke und einem Vorschlaghammer hat es dann doch sehr gut geklappt. 

Nachdem der Hangschutz soweit stand, verlegten wir die kurzen, kleineren KVH-Balken, auf welche dann die Bretter kommen sollten. Geschützt haben wir sie mit Dachpappe, die wir mit Tacker-Klammern darauf befestigten. Ich persönlich fand zu diesem Zeitpunkt ja, dass wir es so lassen sollten, für mich reichte es aus, um bequem darauf zu liegen, aber mein Lieblingsmann bestand dann doch darauf, dass wir die Bretter verlegten. So wuchs also die Terrasse unter dem wachsamen Auge unseres Katers Nero Brett für Brett, bis wir endlich und tatsächlich den ersten Abend darauf sitzen konnten, was auch den Bewohnern des Hangs gegenüber auffiel.

Die Versuchung war sehr, sehr groß, die Terrasse für fertig und beendet zu erklären, aber zum einen sah es von unten nicht schön aus, in die riesige Lücke unter der Terrasse zu schauen und zum anderen gibt es da noch so eine Bauverordnung NRW, die vorsieht, dass ab einer gewissen Sturzhöhe ein Geländer angebracht werden muss. Also verkleideten wir im dritten und letzten Akt die Vorderfront der Terrasse ebenfalls mit Lärchenbrettern - ich war wieder die Stichsägen-Fee - beendeten die Hangabsicherung und bauten ein Geländer um die Terrasse. Zuerst hat es mich gestört, weil die freie Sicht wieder etwas eingeschränkt wurde, aber spätestens seit es mit LED-Lichtern geschmückt ist, ist es eine echte Bereicherung. Zu guter Letzt behandelten wir alles noch mit Lärchenöl, was zu einer tollen, rötlichen Farbe führte.

Vom ersten Tag mit Spaten und Spitzhacke bis zum ersten Kaltgetränk auf der fertigen Terrasse haben wir genau vom 12. Mai bis zum 12. Juni 2020 gebraucht, alles nach Feierabend und an den Wochenenden.

Ich sag euch - noch nie hat ein Lillet Wild Berry so gut geschmeckt wie dieser erste auf der selbstgebauten Terrasse!

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